Baulandmangel in NRW: Zwei Drittel der Kreise bauen zu wenig

Es ist Kommunalwahlkampf in NRW – vielerorts sind dabei Wohnungsversorgung und Neubau wichtige Wahlkampfthemen. Neue Nahrung erhalten diese Diskussionen jetzt durch eine aktuelle Studie. Sie zeigt auf, wo in NRW zu wenig gebaut wird – und wo zu viel. Das Kernproblem ist nach Meinung der Experten klar: Die Verfügbarkeit von Bauland dort, wo es auch gebraucht wird.

Es ist Kommunalwahlkampf in NRW – vielerorts sind dabei Wohnungsversorgung und Neubau wichtige Wahlkampfthemen. Neue Nahrung erhalten diese Diskussionen jetzt durch eine aktuelle Studie. Sie zeigt auf, wo in NRW zu wenig gebaut wird – und wo zu viel. Das Kernproblem ist nach Meinung der Experten klar: Die Verfügbarkeit von Bauland dort, wo es auch gebraucht wird.

Köln. Viele Kommunen in Nordrhein-Westfalen kommen beim Wohnungsbau dem Bedarf nicht hinterher, weil es an Bauland mangelt. In zwei Dritteln der Kreise und kreisfreien Städte wird zu wenig gebaut – das hat das Institut der Deutschen Wirtschaft Köln (iW) jetzt in einer gemeinsamen Studie mit dem Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung (ILS) ausgerechnet. Die Forscher errechneten anhand der Bevölkerungsentwicklung, wie sich der Bedarf an Wohnraum verändert und setzten das mit den tatsächlich gebauten Wohneinheiten in Beziehung.

So kamen sie beispielsweise zu dem Ergebnis, dass in Köln über die letzten vier Jahre fast 6.900 Wohnungen jährlich hätten entstehen müssen, um der Nachfrage gerecht zu werden. Es waren in der Tat aber nur 3.100. So konnten gerade mal 46 Prozent des Wohnungsbedarfs gedeckt werden. Damit ist Köln Schlusslicht unter den Großstädten in NRW. Nicht viel besser ist die Quote in Dortmund mit 59 Prozent, Wuppertal mit 60 Prozent und Münster mit 61 Prozent Bedarfsdeckung.

Bauland fehlt: Viele Großstädte in NRW können Wohnungsbedarf nicht decken

Auch Duisburg verfehlte mit 67 Prozent das Ziel deutlich, Bonn und Essen schafften den Bedarf nur zu jeweils 72 Prozent zu decken. Düsseldorf war deutlich erfolgreicher und kam immerhin auf 85 Prozent Bedarfsdeckung. Das ist zwar im Vergleich mit den anderen NRW-Großstädten ein sehr guter Wert, bedeutet aber noch immer, dass auch in Düsseldorf 15 Prozent des Wohnungsbedarfs nicht gedeckt werden konnten.

Auf der anderen Seite zeigte die Studie aber auch: Während die Großstädte mit dem Neubau nicht nachkommen, wird im ländlichen Westfalen teilweise über den Bedarf hinaus gebaut. Im Kreis Höxter ist der Wohnungsbedarf zu 283 Prozent gedeckt, im Hochsauerlandkreis zu 247 Prozent, im Kreis Minden-Lübbecke zu 132 Prozent und im Kreis Olpe zu 122 Prozent. Dort entstanden also in den letzten Jahren deutlich mehr Wohnungen, als gebraucht worden wären.

Im ländlichen Westfalen entstehen die Leerstände von morgen

Ähnliches gilt auch für eine Handvoll Großstädte, denen der Strukturwandel hart zugesetzt hat. So ist der Wohnungsbedarf in Remscheid zu 190 Prozent gedeckt, in Gelsenkirchen zu 139 Prozent, Bochum kommt auf 128 Prozent und Oberhausen auf 120 Prozent. Von Wohnungsmangel kann in diesen Gebieten keine Rede sein. Ganz anders sieht das auf der Rheinschiene aus – und zwar auch abseits der Großstädte in deren Umland.

So wurden im Rhein-Erft-Kreis und im Kreis Viersen nur 52 Prozent des Wohnungsbedarfs gedeckt, im Kreis Mettmann 49 Prozent, im Rhein-Sieg-Kreis 63 und im Rhein-Kreis Neuss 64 Prozent. „Der Wohnungsbau ist die entscheidende Stellschraube, um dem Wohnungsmangel und den steigenden Mietpreisen entgegenzuwirken“, schreiben die Autoren der Studie in einer Pressemitteilung zu ihren Ergebnissen.

Kommunen brauchen modernes Flächenmanagement

„Doch gerade dort, wo es bereits heute zu wenige Wohnungen gibt, lassen sich kaum Flächen finden, die für den Wohnungsbau geeignet oder dafür vorgesehen sind.“ Die Forscher haben auch nach Lösungsmöglichkeiten gesucht. Mit Blick auf Städte wie Bonn, Düsseldorf oder Münster, die immerhin hohe Neubauraten realisieren konnten, mahnen die Fachleute, die Kommunalpolitik müsse den Wohnungsneubau höchste Priorität einräumen.

Ähnlich wie Düsseldorf, das sich im Jahr 2014 das Ziel gesteckt hat, jedes Jahr 3.000 Wohnungen zu bauen. Außerdem wären mehr Personal und eine bessere technische Ausstattung wichtig, damit die Stadtverwaltungen ein modernes Flächenmanagement aufbauen könnten. Es gehe darum, mithilfe digitaler Hilfsmittel alle potenziell bebaubaren Flächen zu erfassen, „um sich einen Überblick zu verschaffen und die Mobilisierung von Wohnflächenpotenzialen voranzutreiben.“

Entscheidung bei Kommunalwahl: Wie wichtig ist Wohnen?

Die Studie kommt zu einem spannenden Zeitpunkt: Mitten im Kommunalwahlkampf in NRW. Denn schließlich ist es Aufgabe der Stadträte, festzulegen, welche Priorität dem Wohnungsbau eingeräumt werden soll und wie sehr sich eine Stadt darum bemüht, mehr Bauflächen auszuweisen. Dabei stehen die begrenzten Flächen natürlich auch in Konkurrenz zu einer Nutzung für Gewerbeansiedlungen, Verkehrsprojekte oder Grünflächen, die für ein attraktives Wohnumfeld ebenfalls wichtig sind.

Bei der Kommunalwahl haben die Bürger die Möglichkeit, die Schwerpunktsetzungen der Parteien in diesem Bereich zu vergleichen und ihre Wahlentscheidung daran auszurichten. Offen bleibt bei alle dem natürlich, welche Umwälzungen dem Wohnungsmarkt eventuell durch die Folgen der Corona-Pandemie bevorstehen. Wenn sich der Trend zum Home-Office auf breiter Front verfestigt, könnte der ländliche Raum für viele Menschen wieder als Wohnort attraktiver werden. Zugleich könnten viele Bürokomplexe in den Großstädten neuen Wohnungen weichen. Wie deutlich sich solche Effekte wirklich einstellen werden, ist heute aber noch nicht absehbar.

Dieser redaktionelle Beitrag wurde von Haus & Grund Rheinland Westfalen verfasst.

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