Im Laufe des letzten Jahres kamen von den Statistikämtern immer wieder sehr beunruhigende Zwischenstände zur Entwicklung der Zahl neu erteilter Baugenehmigungen für Wohnungsbau. Jetzt liegt die Jahresbilanz für 2023 vor. Sie zeigt das ganze Ausmaß der Wohnungsbaukrise in Deutschland. NRW konnte die Krise aber immerhin ein Stück weit abmildern.
Düsseldorf. Die Zahl der neu erteilten Baugenehmigungen für Wohnungen ist in Nordrhein-Westfalen im letzten Jahr um mehr als ein Viertel eingebrochen. Nur noch 43.603 Wohneinheiten bekamen eine Baugenehmigung und damit 26,2 Prozent weniger als im Vorjahr. So wenige Baugenehmigungen für Wohnraum wurden in NRW seit dem Jahr 2012 nicht mehr ausgestellt – damals waren es 39.989 Stück gewesen. Das hat das statistische Landesamt IT.NRW heute (7. März 2024) mitgeteilt.
Es ist das dritte Jahresminus in Folge, welches die Behörde bei den Baugenehmigungen vermelden muss. Seit 2020 geht die Zahl der Genehmigungen kontinuierlich zurück. So groß wie 2023 war der Rückgang in den Vorjahren aber bei weitem nicht. Überdurchschnittlich stark eingebrochen ist die Zahl der neuen Genehmigungen für neue Wohnungen in Neubauten: Sie fiel um 29,3 Prozent. Die Schaffung neuer Wohnungen in Bestandsgebäuden – etwa durch Dachausbau oder Aufstockung – zeigte sich mit -5,9 Prozent deutlich robuster.
Zweistellige Rückgänge bei allen Gebäudearten
Die Statistiker mussten für alle Gebäudearten jeweils zweistellige Rückgänge verbuchen: Das Zweifamilienhaus kam letztes Jahr in NRW bei den Baugenehmigungen auf ein Minus von 46,7 Prozent, das Einfamilienhaus auf -39,9 Prozent. Nur noch 6.670 neue Einfamilienhäuser wurden damit 2023 genehmigt, bei den Zweifamilienhäusern sank die Zahl auf 2.026. Zugleich wurden 24.793 neue Mietwohnungen in Mietshäusern genehmigt, was einem Rückgang um 27,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Wohnraum in Wohnheimen ist dabei nicht mitgezählt. Insgesamt genehmigten die Bauämter in NRW 2023 außerdem 7.397 neue Wohnungen in Bestandsgebäuden, wobei es sich meist um Wohngebäude handelte. Nur in 460 Fällen genehmigte man neue Wohnungen in Nichtwohngebäuden. Ursache für den insgesamt massiven Rückgang der Baugenehmigungen ist die schwierige Gemengelage aus ungünstigen Finanzierungsbedingungen, hoher Inflation und stark gestiegenen Baukosten.
Hinzu kommt die Verunsicherung vieler Investoren durch die Förderpolitik des Bundes, die im letzten Jahr durch eingestellte Förderprogramme, schnell ausgeschöpfte Fördertöpfe, unattraktive Konditionen und unklare Zukunftsperspektiven angesichts der im Herbst eingetretenen Haushaltskrise negativ auffiel. Hinzu kam über weite Strecken des Jahres 2023 die Debatte um das Heizungsgesetz, die bei vielen Eigentümern Sorgen um die zukünftigen Kosten für ihre Bestandsimmobilien aufkommen ließ.
Besser als Bundesdurchschnitt: NRW mildert Krise im Wohnungsbau ab
In Nordrhein-Westfalen stemmte sich die Landesregierung jedoch gegen die Wohnungsbaukrise und versuchte, mit weiter angepassten Konditionen ihrer langfristig vorausgeplanten öffentlichen Wohnraumförderung Bauprojekte zu retten. Mit Erfolg, wie die amtliche Statistik jetzt zeigt: Die Rückgänge bei den Baugenehmigungszahlen konnten in NRW immerhin abgemildert werden. Das Minus von insgesamt 26,2 Prozent liegt nämlich unter dem Bundesdurchschnitt von 26,6 Prozent, den das Statistische Bundesamt letzte Woche (29. Februar) vermeldet hat.
Die Zahl der Baugenehmigungen für Neubauwohnungen sank demnach bundesweit um 29,7 Prozent, auch hier steht NRW mit 29,3 etwas besser da. Die Zahl der Baugenehmigungen gilt als wichtiger Frühindikator für die Entwicklung der Bautätigkeit, doch nicht alle genehmigten Wohnungen werden auch wirklich zeitnah errichtet. Wie groß der sogenannte Bauüberhang letztes Jahr war, ist noch nicht bekannt. Diese Zahl veröffentlichen die Statistikämter gewöhnlich jedes Jahr im Frühsommer.
Dieser redaktionelle Beitrag wurde von Haus & Grund Rheinland Westfalen verfasst.
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