Neubau in Deutschland stürzt in die Krise – NRW deutlich weniger betroffen

Neubau in Deutschland stürzt in die Krise – NRW deutlich weniger betroffen

In Sachen Baugenehmigungen liegen jetzt die Zahlen für das Gesamtjahr 2022 vor. Sie zeichnen ein verheerendes Bild: Der Neubau in Deutschland wird kräftig zurückgehen. Besonders Privatleute beantragen immer weniger Baugenehmigungen, Ein- und Zweifamilienhäuser verzeichnen hohe Rückgänge. Doch NRW zeigt sich in der Krise erstaunlich robust, vermeldet teils sogar noch Zuwächse.

Dunkle Wolken über dem Neubau: Der Wohnungsbau in Deutschland taumelt in die Krise, doch in NRW ist die Lage halb so schlimm.

In Sachen Baugenehmigungen liegen jetzt die Zahlen für das Gesamtjahr 2022 vor. Sie zeichnen ein verheerendes Bild: Der Neubau in Deutschland wird kräftig zurückgehen. Besonders Privatleute beantragen immer weniger Baugenehmigungen, Ein- und Zweifamilienhäuser verzeichnen hohe Rückgänge. Doch NRW zeigt sich in der Krise erstaunlich robust, vermeldet teils sogar noch Zuwächse.

Wiesbaden/Düsseldorf. In Deutschland sind im Jahr 2022 so wenige neue Wohnungen genehmigt worden wie seit 2018 nicht mehr. Die Zahl der Baugenehmigungen ging bundesweit um 6,9 Prozent auf noch 354.400 Wohneinheiten zurück. Mitgezählt sind dabei sowohl neue Wohnungen in Neubauten als auch neue Wohneinheiten, die in Bestandsgebäuden geschaffen werden sollen. Das hat das Statistische Bundesamt jetzt mitgeteilt.

Demnach hat sich der Trend zu niedrigeren Genehmigungszahlen im Laufe des letzten Jahres beschleunigt. Materialmangel, Fachkräftemangel, stark steigende Baupreise und die deutlich verschlechterten Finanzierungsbedingungen durch gestiegene Zinsen werden vom Statistischen Bundesamt als Gründe für die negative Entwicklung angeführt. Am stärksten ist die Zahl der Baugenehmigungen für Privatleute eingebrochen: 12,6 Prozent beträgt das Minus.

Massiver Rückgang der Genehmigungen für Einfamilienhäuser

Unternehmen beantragten noch deutlich weniger zurückhaltend neue Wohnungen, hier sank die Zahl der Genehmigungen nur um 3,3 Prozent. Dabei sind beide Investorengruppen ungefähr gleich wichtig: Privatleute erhielten letztes Jahr insgesamt 141.100 Baugenehmigungen für Wohnungen, Unternehmen 147.900. Die öffentliche Hand ist dagegen mit 12.200 genehmigten Wohnungsbauprojekten ein kleiner Player. Dass sie voriges Jahr 17,8 Prozent mehr beantragt hat, fällt da kaum ins Gewicht.

Am stärksten ist die Zahl der Baugenehmigungen beim Einfamilienhaus eingebrochen: 16,8 Prozent betrug der Rückgang. Das hat allerdings mit dem auslaufenden Baukindergeld zu tun: Im ersten Quartal 2022 wurden 26,2 Prozent weniger Einfamilienhäuser genehmigt als im Vorjahreszeitraum, der wegen des auslaufenden Baukindergeldes besonders stark gewesen war. In den anderen drei Quartalen des Jahres 2022 lag die Zahl der genehmigten Einfamilienhäuser dann um 12,9 Prozent unter dem Vorjahreswert.

Neubauziel von 400.000 Wohnungen rückt in weite Ferne

Mit 13,8 Prozent zeigte sich auch beim Zweifamilienhaus ein überdurchschnittlicher Rückgang der Genehmigungstätigkeit. Wohnungen im Mehrfamilienhaus erlebten dagegen im Jahr 2022 nur ein Minus von 1,6 Prozent bei den Baugenehmigungen. Insgesamt machen Wohnungen in Mehrfamilienhäusern 63 Prozent der Baugenehmigungen in Deutschland aus. Allerdings zeigt sich auch hier ein stark negativer Trend: Im sonst für Mehrfamilienhäuser besonders genehmigungsstarken Dezember lag die Zahl 2022 um 19,3 Prozent unter dem Vorjahreswert.

Die bundesdeutschen Durchschnittswerte zeichnen also insgesamt ein verheerendes Bild: Das Ziel der Bundesregierung von 400.000 neuen Wohneinheiten im Jahr ist damit unterreichbar. Dabei ist außerdem der Bauüberhang zu bedenken: Nicht jede genehmigte Wohnung wird auch wirklich in absehbarer Zeit gebaut. Im Gegenteil, der Bauüberhang nimmt seit einigen Jahren stetig zu. Die amtlichen Zahlen für seine Entwicklung im Jahr 2022 liegen allerdings wie jedes Jahr erst Ende Mai oder Anfang Juni vor.

NRW kommt deutlich besser durch die Neubau-Krise

In Nordrhein-Westfalen ist die Lage dagegen nicht ganz so düster. Während das Land in den letzten Jahren oftmals höhere Genehmigungszuwächse verzeichnete als der Bundestrend, sind aktuell die Verluste an Rhein und Ruhr kleiner als in der gesamtdeutschen Entwicklung. So teilte das statistische Landesamt IT.NRW jetzt mit, dass die Zahl der neuen Baugenehmigungen in NRW im Jahr 2022 um 3,0 Prozent gesunken ist. Im Neubau waren es 4,6 Prozent weniger als im Vorjahr, beim Ausbau im Bestand gab es sogar 9,2 Prozent Plus.

Auch beim Mehrfamilienhaus verzeichnet NRW weiterhin Zuwächse: Die Zahl neu genehmigter Wohnungen in Mehrfamilienhäusern wuchs 2022 um 1,6 Prozent. So können 34.306 neue Wohnungen entstehen – Wohnheime gar nicht mitgezählt. Den starken Rückgang der Genehmigungszahlen bei Ein- und Zweifamilienhäusern beobachteten allerdings auch die Statistiker in Nordrhein-Westfalen. Beim Einfamilienhaus betrug das Minus 13,9 Prozent, beim Zweifamilienhaus 16,4 Prozent.

Klima für Wohnungsbau in NRW weniger schlecht als im Bundesdurchschnitt

Als Grund nennt auch IT.NRW das im Vorjahr ausgelaufene Baukindergeld als Sondereffekt. Hinzugekommen sei außerdem das abrupte Ende der Förderung von Häusern der Energieeffizienz-Stufe 55 Ende Januar 2022 (wir berichteten). So zeigt sich am Ende: Auch Nordrhein-Westfalen hat mit dem aktuell sehr schlechten Investitionsklima beim Wohnungsbau erheblich zu kämpfen. Doch die Krise ist in NRW weit weniger stark spürbar als im Rest Deutschlands.

Dabei treffen Materialknappheit, Personalmangel, steigende Baupreise, Zinsanstieg, weggefallenes Baukindergeld und eingeschränkte Bundesförderung für energieeffizientes Bauen die Investoren in Nordrhein-Westfalen in gleichem Maße wie in allen anderen Ländern auch. Die Bemühungen der Landesregierung um eine attraktive öffentliche Wohnungsbauförderung, vermehrte Bereitstellung von Bauland und eine praktikable Bauordnung scheinen sich also als deutliche Schadensbegrenzung auszuwirken.

Dieser redaktionelle Beitrag wurde von Haus & Grund Rheinland Westfalen verfasst.

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